Die Geschichte des Ortes Großgeschaidt geht vermutlich bis in die Mitte des 11. Jahrhunderts zurück. Damals übernahm der deutsche Kaiser, Heinrich der III, Herzog von Bayern und Schwaben, vom Bamberger Bischof Hartwig ein Waldstück, das später nach der Nürnberger Hauptkirche Sankt Sebald „Sebalder Wald“ genannt werden sollte. In den darauf folgenden Jahren (1050-1100) wurden in dem zu dieser Zeit weitgehend unzugänglichen Urwald Rodungen durchgeführt, um das Land nutzbar zu machen. Im Zuge dieser Urbarmachung entstehen neben Großgeschaidt in der Umgebung unter anderem die Siedlungen Behringersdorf, Bruck, Kalchreuth, Eckenhaid, Beerbach und Neunhof. Großgeschaidt war „Reichsgut“ und gehörte zusammen mit den anderen neu entstandenen Siedlungen und Weilern zum damaligen Reichsamt Heroldsberg. Dies belegt das sogenannte Nürnberger „Reichsalbüchlein“ für die Zeit um dreizehnhundert nach Christus.[1]

Um das Jahr 1341 wird Großgeschaidt zusammen mit Kleingeschaidt schriftlich vermerkt als “zween Dörfer, genannt die Geschaidt” [2] . Der Begriff „Geschaidt“ geht vermutlich auf den Begriff „Geschaide“ zurück, was leerer Bienenkorb, Bienenstock oder „Bienenbeute“ zum Einfangen oder Ansiedeln von Bienenvölkern bedeutet.

Dies gibt unter Umständen einen Hinweis auf die seit Kaiser Karl IV. durch den Zeidler Freiheitsbrief von 1350 belegte Waldbienenpflege im Sebalder Wald und das Zeidlerwesen bei Großgeschaidt. [3]

Zeidlerei – Historische Darstellung der Waldimkerei Waldzeidlerei

Zeidlerei – Historische Darstellung der Waldimkerei
Waldzeidlerei

 

Eine andere Interpretation der Herkunft dieses Namens ist die Tatsache, dass der Höhenzug auf dem sich Groß- und Kleingeschaidt befinden, eine natürliche Wasserscheide bildet. Hierfür gibt es aber keine weiteren Belege.

Von 1295 bis 1299 war Großgeschaidt über ihre „Muttersiedlung“ Heroldsberg an den Nürnberger Bürger Johann Fürer verpfändet, von 1299 bis 1348 an die Grafen von Nassau, die in Nürnberg ebenfalls Besitztümer unterhielten. 1361 verkaufte Graf Johann von Nassau die gesamte Hofmark, wie das frühere Heroldsberger Reichsamt inzwischen genannt wurde, an den Burggrafen von Nürnberg, Albrecht den Schönen. [1]

In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gehörten Großgeschaidt zu den Gütern, die der Burggraf Albrecht seiner Tochter Anna und deren Mann Herzog Swantibor III. von Pommern-Stettin vermachte. Diese veräußerten die gesamte Hofmark Heroldsberg im Jahre 1391 an Konrad und Heinrich Geuder, und damit einem der ältesten Patriziergeschlechter aus Nürnberg. Die Geuder bauten Heroldsberg zu ihrem Stammsitz aus.

Großgeschaidt hatte ähnlich wie die umliegenden Gemeinden unter den Markgrafenkriegen zu leiden.

Im ersten Markgrafenkrieg wurden Heroldsberg und Eschenau 1449 durch Truppen des Markgrafen Albrecht Achilles von Ansbach-Bayreuth niedergebrannt, und da sie dabei durch Großgeschaidt ziehen mussten, ist anzunehmen das auch dieses “Nürnberger Dorf” dabei Schaden nahm. [4]

Im zweiten Markgrafenkrieg rund einhundert Jahre später traf es den Ort ebenfalls: zwischen 1551 und 53 wurde Großgeschaidt von den Truppen des Markgrafen Albrecht Alcibiades als “Nürnberger Dorf” komplett niedergebrannt. [4]

Zur Zeit des dreißigjährigen Krieges „hausten die Tillyschen Soldaten schlimm im Dorf“. [2] 1625 und 1627 wurde die Nachbargemeinde Eschenau zwei mal von kaiserlichen Reiterverbänden heimgesucht, die plünderten und requirierten, was zu bekommen war. Die gesamte Umgebung war von den Kriegswirren schwer betroffen. In Kalchreuth starben 70 % der Bevölkerung, in Eschenau kam die Hälfte der Bewohner ums Leben. [5]

Rund 270 Jahre blieb Großgeschaidt ein Teil der geuderschen Besitzungen, um im Jahre 1661 an die Patrizierfamilie der Welser über zu gehen. Rund 135 Jahre später besetzten preußische Truppen den Ort, Großgeschaidt wurde zusammen mit dem umliegenden Orten im Jahr 1796 „preußischer Besitz“. In den napoleonischen Kriegen wurde der Ort von den Franzosen besetzt um schließlich 1810 dem unter Napoleon neu geschaffenen Königreich Bayern einverleibt zu werden. Die amtliche Oberhoheit hatte nun das Bezirksamt Erlangen, Großgeschaidt war zu dieser Zeit eine eigenständige Gemeinde.[6]

Im Jahr 1816, dem ‘Jahr ohne Sommer’, vernichteten Dauerregenfälle und ungewöhnlich kalte Temperaturen die gesamte Ernte auf den Feldern. Nicht ein Saatkorn konnte aus der Missernte gewonnen werden. Das Saatgut musste eingeführt werden, was unter staatlicher Lenkung geschah. [4] Schuld an den extrem kalten Wetterbedingungen hatte der Ausbruch des Tambora-Vulkans auf Indonesien im Vorjahr, durch den weiten Teilen Europas und Nordamerikas durch die ausgestoßene Asche eine Klimaveränderung erlitten. [8]

Fahnenweihe des Militärvereins Groß- und Kleingeschaidt194

Fahnenweihe des Militärvereins Groß- und Kleingeschaidt 1914

1908 wurde die Bahnline Nürnberg – Eschenau eröffnet und Großgeschaidt hatte von nun an eine direkte Bahnverbindung nach Nürnberg.  [4]

 

Im ersten Weltkrieg fanden zwei Teilnehmer aus Großgeschaidt den Tod an der Front. [4]

Im Zweiten Weltkrieg war Großgeschaidt Teil einer Luftverteidigungsstellung für Nürnberg, die von Kalchreuth aus befehligt wurde. Zwischen dem 16. und 17. April 1945 erreichten amerikanische Truppen den Ort und die Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges waren für die Umgebung zu Ende. [7] Es kam zu keinen Kampfhandlungen im Dorf, aber wenig später wurde der damalige Bürgermeister Fickel in seiner Wohnung erschossen aufgefunden.  Von 51 Großgeschaidtern, die als Soldaten in den Krieg gezogen waren, kehrten 16 nicht zurück. [4]

Im Zuge der Gebietsreform wurde Großgeschaidt am 1. Mai 1978 zusammen mit Kleingeschaidt nach Heroldsberg eingemeindet.[1]

Legendär war die letzte Sitzung des Gemeinderates Großgeschaidt im Feuerwehrhaus am 28. April 1978. Das Protokollbuch schließt mit den Worten: „Dies ist die letzte Sitzung der einst so stolzen Gemeinde Großgeschaidt. Der Rat der Gemeinde hat sich bereits in den Nachmittagsstunden der Gemeindekasse bemächtigt, Marketenderinnen und sonstige schöne Frauen sorgen unablässig für das Wohl der Ratsherren. Das Ende des Festes ist nicht abzusehen.“ [9]

Quellen

[1] Onlinechronik Gemeinde Heroldsberg, auf der Gemeindewebseite
[2] Heroldsberg / Wilhelm Malter. – “Nürnberg”, 1973, S. 23
[3] Johannes Bischoff: “Die Bedeutung des Zeidelschützen oder des Nürnberger Zeidelmännchens”, so wie “Erlanger Bausteine zur fränk. Heimatforschung” 7 Jg. 1960
[4] Beschreibung der Geschichte des Dorfes Großgeschaidt von Wilhelm Held, Brand, 1965 herausgegeben von Ewald Glückert und Ernst Schön
[5] Chronik des Major Gräf “Grimmiger Krieg”, von Fritz Fink.
[6] Ewald Glückert: “Das Neunhofer Land in sieben Jahrhunderten” In: Neunhofer Land, 5, 1979. – S. 68-69
[7] Erlebnisse zum Kriegsende vor 65 Jahren, Ernst Bayerlein.
[8] Wikipedia
[9] Wie Groß- und Kleingeschaidt nach Heroldsberg kamen und Kalchreuth wieder eigenständig wurde, Artikel Wochenblatt Novum, Ernst Bayerlein.